Thema der Woche
Unsinnige Allergietests vermeiden
Bauchgrimmen, Kopfschmerzen, Gewichtszunahme, Hautausschlag: Viele Menschen haben als Ursache ihrer Beschwerden ihre Nahrungsmittel im Verdacht, denn schließlich kommen sie damit täglich in Berührung und wollen natürlich sicher sein, dass sie die Nahrung auch vertragen. Unterstützt werden sie von den Herstellern und Anbietern sogenannter „Nahrungsmittelallergietests auf IgG-Basis“. Diese Art von Test preisen die Hersteller als besonders aussagekräftig an, und „verteufeln“ gleichzeitig die in der Schulmedizin üblichen IgE-Tests. In der aktuellen Ausgabe der Ärztezeitschrift MMW kreidet Privatdozent Dr. Jörg Kleine-Tebbe vom Allergie- und Asthma-Zentrum Westend in Berlin diese Gepflogenheit an. Denn man könne mit IgG-Tests zwar viele Reaktionen des Immunsystems auf Nahrungsmittel erkennen, aber diese seien nicht krankhaft, erklärt der Fachmann. „Dass der Körper wie auf alle Fremdproteine auch auf Nahrungsmitteleiweiße mit der Bildung von IgG-Antikörpern reagiert, ist ein normaler physiologischer Vorgang. Die IgG-Werte zeigen also lediglich an, dass jemand diese Nahrungsmittel zu sich genommen hat. Einen Krankheitswert haben sie nicht.“ Er widerspricht auch der Behauptung von Herstellern und Befürwortern dieser Tests, die Aussagekraft des IgG-Wertes sei noch in der wissenschaftlichen Diskussion. Denn tatsächlich haben „die europäischen und die deutschsprachigen Allergiegesellschaften eindeutig Stellung bezogen und warnen vor den IgG-Tests mit Nahrungsmitteln ohne Aussagekraft. Alle Studien zu dieser Fragestellung sind mehr als fragwürdig, da es keine Kontrollen der vermeintlichen Nahrungsmittelunverträglichkeit mit placebokontrollierten Provokationstests gibt“, sagt Kleine-Tebbe.
Unser Tipp: Holen Sie sich besser noch eine Zweitmeinung ein, bevor Sie viel Geld für einen IgG-Test ausgeben. Bei Erwachsenen lässt sich eine Nahrungsmittelallergie meist mit einem Hauttest und einer IgE-Bestimmung feststellen. Um ganz sicher zu sein, kann der Arzt zusätzlich einen oralen Provokationstest durchführen. Dabei wird Ihnen – stationär im Krankenhaus – der vermutete allergieauslösende Stoff zum Schlucken gegeben oder er wird Ihnen gespritzt. Die allergischen Reaktionen darauf werden beobachtet und protokolliert.
Autor: Wissen Gesundheit-Redaktion![loader](/Content/Images/ajax-loader.gif?4e7cd1)