Thema der Woche
Rauschen im Ohr
Etwa zehn Prozent der Bevölkerung leiden über einen längeren Zeitraum an einem Tinnitus. Tritt das quälende Ohrgeräusch zusammen mit dem Herzschlag auf, spricht man von einem „pulssynchronen Tinnitus“. Bei diesem sind oft Erkrankungen der Blutgefäße die Ursache. Allerdings liegen die Blutgefäße, in denen die Ohrgeräusche entstehen, nicht im Ohr, obwohl es sich so anhört. „Es handelt sich um ein fortgeleitetes Geräusch aus den Blutgefäßen. Oft kann es auch der Arzt hören, wenn er sein Stethoskop am Hals oder hinter dem Ohr auflegt”, berichtet Neuroradiologe Professor Erich Hofmann aus Fulda anlässlich der 45. DGNR-Jahrestagung.
Die Ursachen sind vielfältig. So liegt bei einigen Patienten eine Verkalkung der Gefäße (Arteriosklerose) vor. Das Geräusch entsteht dann durch eine Engstelle in der Halsschlagader. Hier kann eine Gefäßstütze (Stent) helfen. Bei anderen Patienten verursacht eine krankhafte Verbindung zwischen der Halsschlagader und der daneben verlaufenden Vene die Ohrgeräusche. Die Behandlung der Patienten erfolgt dann mithilfe eines Katheters. Über diesen werden die betroffenen Gefäße so verklebt, dass der Kurzschluss zwischen Arterie und Vene beseitigt wird. Auch bestimmte Tumoren können einen pulssynchronen Tinnitus auslösen. Vor allem die Glomustumoren sind reich an Blutgefäßen, in denen das Geräusch entsteht. Die Tumoren werden zunächst mit einem Katheter verödet. Die geschrumpften Reste lassen sich danach mikroskopisch entfernen.
Manchmal entstehen pulssynchrone Ohrgeräusche allerdings durch anatomische Abweichungen, etwa weil die Halsschlagader von Geburt an durch das Mittelohr verläuft. In dem Fall kann man nichts machen.
Unser Tipp: Leiden Sie unter diesen Geräuschen, ist der Hals-Nasen-Ohren-Arzt die erste Anlaufstelle. Er kann den Verdacht auf pulssynchrone Ohrgeräusche mithilfe einer Computer- oder Magnetresonanztomographie klären lassen. Die Behandlung erfolgt dann in einem neuroradiologischen Zentrum.
Autor: Wissen Gesundheit - Dr. Beatrice Wagner