RATGEBER - Herzkrank I
Herzinfarkt
Jährlich erleiden in Deutschland etwa 280 000 Menschen einen Herzinfarkt. 180 000 sterben an den Folgen.
Etwa 80 000 Menschen sterben bereits vor der Aufnahme ins Krankenhaus, in der Regel an lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen oder am Pumpversagen.
In den ersten Stunden nach dem Infarkt ist das Herz besonders anfällig für Kammerflimmern, bei dem es mehr als dreihundertmal pro Minute schlägt.
Ohne sofortige Hilfe und Elektroschockbehandlung kommt es zum Kreislauf-Zusammenbruch und zum Tod.
Die zweite wesentliche Gefahr, die ein Herzinfarkt mit sich bringt, ist das Pumpversagen des Herzens (akute Herzmuskelschwäche).
Je länger ein Infarkt andauert, desto mehr Herzmuskelgewebe geht unwiderruflich verloren.
Deshalb besteht die vorrangige Aufgabe der modernen Medizin darin, dafür zu sorgen, dass einem Infarktpatienten so früh wie möglich geholfen wird.
Je früher ein Patient versorgt und behandelt wird, desto besser sind seine Überlebenschancen. Viele Betroffene könnten sogar schon Wochen oder Monate vor dem Auftreten eines Infarkts behandelt werden.
Ein großer Teil der Herzinfarkte würde so vollständig vermieden. Betroffene müssten nur die drohenden Anzeichen wahrnehmen.
Schmerzen im Brustkorb und Luftnot bei körperlicher Belastung - hier sollten alle Alarmglocken schrillen! Normal ist aber, dass Patienten diese Beschwerden nicht wahrhaben wollen.
Sie schieben sie eher auf „die Bronchien“ oder „das Alter“ als auf das Herz und gehen nicht zum Arzt.
Dann kommt der Herzinfarkt, der nicht mehr zu ignorieren ist und den sie wie einen „Blitz aus heiterem Himmel“ empfinden.
Wie kommt es zum Herzinfarkt?
Der Herzinfarkt ist die akute Verlaufsform einer koronaren Herzkrankheit, sozusagen die „Komplikation“ einer chronischen Erkrankung der Herzkranzgefäße.
Er entsteht, wenn die arteriosklerotische Ablagerung (Plaque) im Bereich der Gefäßwand reißt.
Die oberflächliche Kappe dieser Ablagerung bricht auf und lagert Blutplättchen an.
Dieser Zustand - die aufgebrochene lokale Gefäßwandveränderung mit der Anlagerung von Gefäßplättchen - kann zu einer plötzlichen weiteren Einengung eines Herzmuskelgefäßes führen, aber auch zum plötzlichen Gefäßverschluss.
Wegen des engen Zusammenhanges mit der instabilen Angina pectoris und wegen des rasch einsetzenden Verlaufes wird der Herzinfarkt von Medizinern als „akutes Koronarsyndrom“ bezeichnet.
Aber wodurch wird das Reißen einer Ablagerung ausgelöst? Hierauf gibt es keine eindeutige Antwort. Sowohl psychische Erregung als auch körperliche Belastung sind imstande, einen Herzinfarkt auszulösen.
Dies ist auf der Basis von Erfahrungsberichten vielfach belegt.
Der auslösende Mechanismus ist dabei in den meisten Fällen austauschbar. Er ist nicht charakteristisch.
Typischerweise kommen mehrere belastende Umstände zusammen und summieren sich in ihren Wirkungen auf das Herz.
Was tatsächlich zum Herzinfarkt führt, ist dann lediglich „der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt“.
Symptome
Die Symptome eines Herzinfarktes sind meistens so eindeutig, dass der Betroffene oft selbst an einen Herzinfarkt denkt.
Der Herzinfarkt geht mit schweren anhaltenden Schmerzen im Brustkorb einher, die in beide Arme, den Bauch, zwischen die Schulterblätter und in den Unterkiefer ausstrahlen können. Er dauert mindestens 5 Minuten, manchmal aber auch mehrere Stunden.
Die Schmerzen werden vielfach als schraubstockartiges Druckgefühl hinter dem Brustbein, oft mit Vernichtungscharakter empfunden. Übelkeit und Erbrechen kommen besonders bei Frauen oft hinzu.
Ein Brennen im Brustkorb sowie Schmerzen im Hals oder im Oberbauch können auftreten. Das Gesicht wird blass und fahl, es bildet sich kalter Schweiß auf Stirn und Oberlippe oder im ganzen Gesicht.
Die meisten Herzinfarktpatienten haben Angst, Todesangst. Das Gesicht drückt die unmittelbare Bedrohung aus und ist oft bis zur Fremdheit verändert. Luftnot kann vorliegen, ebenso plötzliches Herzrasen oder ein Pulsschlag über 100/min.
Bei älteren Menschen tritt der akute Herzinfarkt nicht selten unter den Zeichen akuter Luftnot oder allgemeinem Schwächegefühl oder Schwindel auf.
Ein Herzinfarkt kann aber auch leichter verlaufen und u.U. mit einer instabilen Angina pectoris verwechselt werden.
Wenn bei heftigen Schmerzen im Brustkorb die Gabe von Nitroglyzerin als Sprühstoß oder als Kapsel, die im Mund zerbissen wird, nicht innerhalb von fünf Minuten zu einer deutlichen Besserung oder zum Verschwinden der Beschwerden führt, liegt ebenfalls der Verdacht auf einen akuten Herzinfarkt vor.
Meist ist im Übrigen auch der leichte Herzinfarkt mit Gesichtsblässe und kaltem Schweiß verbunden und lässt sich an diesen Symptomen erkennen.
Jeder Verdacht auf einen Herzinfarkt muss - unabhängig von Tag und Stunde - zum sofortigen Notruf führen!
Diagnostische Verfahren
Um es noch einmal zu wiederholen: Bei neu auftretenden heftigen Schmerzen im Brustkorb, die länger als 5 Minuten andauern, muss man an einen Herzinfarkt denken und sich sofort in die Klinik bringen
lassen.
Wer schnellstmöglich Hilfe bekommt, hat eine große Chance, dass sein Leben gerettet wird.
Im Folgenden finden Sie einige Untersuchungsmethoden, mit denen der Kardiologe in der Klinik einen Herzinfarkt eindeutig feststellen kann.
Elektrokardiogramm (EKG)
Das Ruhe-EKG ist das diagnostische Verfahren für einen Herzinfarkt.
Es zeigt in der frischen Infarktphase typische Veränderungen, die sofort sichtbar sind und die den Ort und auch die Größe des Infarktes abschätzen lassen.
Es gibt auch Hinweise auf mögliche weitere Komplikationen.
Laboruntersuchungen
Man kann im Blut feststellen, ob jemand kürzlich einen Herzinfarkt erlitten hat.
Und zwar werden bei dem Ereignis folgende Substanzen aus dem Herzen freigesetzt: Kreatinkinase (CK) mit dem herzspezifischen Isoenzym“ CK-MB, Myoglobin, sowie Troponin T und Troponin I.
Typischerweise steigt die CK innerhalb von 6 bis 12 Stunden an, die CK-Isoenzyme verhalten sich ähnlich.
Die Einführung des Troponin T hat das Spektrum der Frühdiagnostik bereichert.
Bei den Troponinen handelt es sich um Enzyme, die sich dann in verstärktem Maße im Blut befinden, wenn Zellen des Herzmuskels geschädigt sind.
Je höher das Troponin, desto dringlicher ist die Notwendigkeit einer Herzkatheteruntersuchung.
Therapiemöglichkeiten
Durch die Weiterentwicklung der Therapiestrategien konnte die durch einen Herzinfarkt verursachte Sterblichkeit wesentlich gesenkt werden.
Dennoch sind wir noch weit davon entfernt, von einer zufriedenstellenden Situation zu sprechen.
Die Gefährdung eines Infarktpatienten ist während der ersten Stunden am höchsten. Etwa 80% aller Infarkttodesfälle geschehen in diesen Stunden.
Erstmaßnahmen
Bei jedem Verdacht auf einen Herzinfarkt ist unverzügliche und schnelle Hilfe erforderlich.
Es sollte sofort der Notarzt benachrichtigt werden.
Äußern Sie bereits beim Notruf gegenüber dem Arzt oder an der Notruf-Leitstelle den Verdacht eines Infarktes. Informieren Sie über die Beschwerden und über sonstige Beobachtungen, die Sie gemacht haben.
Der Notarzt-Rettungswagen ist der schnellste Weg ins Krankenhaus.
Mit einem Funkgerät kann vom Rettungswagen, der für alle Probleme und Komplikationen des Herzinfarktpatienten ausgerüstet ist, die Klinik benachrichtigt werden, so dass dort notwendige Maßnahmen vorbereitet werden können.
Bis zum Eintreffen des Notarztwagens sollte sich der Patient ruhig verhalten.
Körperliche Belastung würde die Folgen des Infarktes verschlimmern, da dadurch Stresshormone gebildet werden, die ein lebensgefährliches Kammerflimmern auslösen könnten.
Oft sind die Patienten so von Schmerzen gepeinigt und von Schwäche übermannt, dass sie zu Entscheidungen nicht mehr fähig sind und in Ruhe gelassen werden wollen. Dann müssen sich Angehörige, Freunde oder anwesende Personen für die schnelle Rettung des Patienten einsetzen.
Bei dem Verdacht auf einen Herzinfarkt sollten dem Patienten 300mg Acetylsalicylsäure (ASS) gegeben werden, falls er nicht ohnehin Acetylsalicylsäure einnimmt oder eine Gegenanzeige für dieses Medikament besteht. Damit kann schon vor Eintreffen des Arztes bzw. außerhalb des Krankenhauses dem Herzinfarkt entgegengewirkt werden.
Medikamentöse Behandlung
Die medikamentöse Therapie des akuten Herzinfarktes unterscheidet sich nicht von der Behandlung der instabilen Angina pectoris.
Deshalb sei an dieser Stelle auf die Zusammenstellung der medikamentösen Therapie bei instabiler Angina pectoris verwiesen.
Eine Besonderheit in der Behandlung des Infarktpatienten sind jedoch die Maßnahmen, die die Durchblutung eines verschlossenen Koronargefäßes wiederherstellen sollen („Revaskularisation“).
Zur Wiedereröffnung eines verschlossenen Koronargefäßes eignen sich sowohl Thrombolyseverfahren, welche zu einer Auflösung von Blutgerinnseln führen sollen, als auch die akute Durchführung von Kathetermaßnahmen (PCI), mit deren Hilfe eine „mechanische“ Wiedereröffnung eines verschlossenen Kranzgefäßes erreicht werden kann.
Auch hier gilt wieder, dass unbedingt die Riskofaktoren, die den Herzinfarkt begünstigt hatten, behandelt werden müssen.
Dazu zählt auch die medikamentöse Behandlung von Bluthochdruck und von Cholesterin (Statine).
Thrombolyse
Die Thrombolyse - das Auflösen eines Blutpfropfs - ist in den vergangenen Jahren zu einer Standardtherapie bei akutem Herzinfarkt geworden.
Dabei werden gerinnselauflösende Medikamente (z.B. Streptokinase, Urokinase, rt-PA, Tenecteplase, Reteplase) intravenös verabreicht.
Damit wird ein verschlossenes Kranzgefäß wieder geöffnet und die Ausdehnung des Infarkts begrenzt.
Herzmuskelzellen werden gerettet, die ohne diese schnell wirkenden Maßnahmen verloren gehen würden.
Die Therapie führt auch zu einer Verbesserung der Pumpleistung der linken Kammer.
Damit steigt die Überlebenschance enorm an, vor allem in den ersten Krankenhaustagen, wie groß angelegte Studien gezeigt haben.
Neuere Substanzen oder eine kombinierte Behandlung haben zu einer Senkung der Reinfarktrate, auf der anderen Seite aber häufiger zu Blutungen geführt.
Besonders neuere Thrombolytika sollen die Blutungskomplikationen verringern, doch ganz vermeiden lassen sie sich bis jetzt noch nicht.
Eingriffe mit Herzkathetern (Interventionelle Verfahren)
Auch beim akuten Herzinfarkt kann eine Katheterbehandlung mittels Ballon oder Stent (PCI) erfolgen und ist als therapeutisches Konzept im Vergleich zur Thrombolysetherapie eindeutig zu favorisieren.
Wie schon beschrieben, eignen sich diese Verfahren bestens, um verschlossene Kranzgefäße wieder zu eröffnen und/oder verengte Gefäße aufzudehnen.
In den letzten Jahren gab es viele Studien, welche Nutzen und Risiko von derartigen Eingriffen gegeneinander abgewogen haben.
Dabei zeigte sich, dass das Einführen eines Katheters direkt während eines akuten Herzinfarkts sinnvoll ist, wenn der Eingriff umgehend durchgeführt werden kann, und zwar in einem nahe gelegenen, entsprechend ausgestatteten Zentrum mit geübten, erfahrenen Kardiologen.
In keinem Fall darf die Behandlung des akuten Herzinfarkts aber dadurch verzögert werden, dass man nach Kliniken mit „Katheterbereitschaft“ sucht und dabei die positiven Effekte, die eine schnelle Thrombolysetherapie mit sich bringt, ungenutzt lässt.
Komplikationen beim Herzinfarkt
Die gefährlichsten Stunden und Tage für den Patienten sind diejenigen, welche sich unmittelbar dem Herzinfarkt anschließen.
Leider können sich aber auch noch Jahre nach einem Herzinfarkt Probleme bilden.
So sollten Sie auch nach einer optimalen Therapie, einem gezielten Herztraining und einer Vermeidung von Risikofaktoren dennoch regelmäßig die Nachkontrolle in Anspruch nehmen, um auf diese Weise eventuell auftauchende Komplikationen rechtzeitig zu erkennen und entsprechend gegenzusteuern.
Mehr zu den häufigsten Komplikationen finden Sie in den folgenden Abschnitten.
Herzrhythmusstörungen
Herzrhythmusstörungen sind nach einem Herzinfarkt nicht selten.
Sie können durch Verschlüsse in den Ästen der Herzkranzarterien verursacht sein, die die „Rhythmusgeber“, nämlich den Sinusknoten oder den AV-Knoten, mit Blut versorgen.
Herzrhythmusstörungen können aber auch durch Beeinträchtigungen in der Pumpfunktion der linken Herzkammer bedingt sein.
Da Herzrhythmusstörungen in einem gesonderten Abschnitt besprochen werden, soll auf die Problematik der „Rhythmuskomplikationen“ an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden.
Pumpfunktionsstörungen
Entscheidend für die Überlebenschancen eines Infarktpatienten ist seine schnelle Behandlung.
Denn bei rascher und angemessener Therapie kann das Ausmaß des zugrunde gehenden Herzmuskelgewebesgering gehalten werden.
Wird hingegen falsch oder verzögert behandelt oder sind große Herzkranzgefäße betroffen, kann dies zu einer dauerhaften Herzmuskelschwäche bis hin zum Pumpversagen des Herzens führen.
Klinische Zeichen einer Pumpschwäche sind in der Regel Luftnot bei Belastung oder in Ruhe.
Auch diese Problematik wird in einem gesonderten Kapitel „chronische Herzmuskelschwäche“ besprochen.
Schlussunfähigkeit der Mitralklappe (Mitralinsuffizienz)
Patienten mit akutem Herzinfarkt hört der Krankenhausarzt zunächst täglich mit dem Stethoskop ab, weil er erfassen will, ob neben dem Herzmuskel auch die Herzklappen oder die Kammerscheidewand
geschädigt wurden.
Die Kammerscheidewand ist dabei eher selten betroffen, die Mitralklappe hingegen häufiger.
Zu einer Schädigung der Mitralklappe kann es deshalb kommen, weil sie an einem Papillarmuskel aufgehängt ist, welcher durch das Entstehen von Infarktgewebe in seiner Funktion beeinträchtigt werden kann.
In diesem Fall spricht man von einer Schlussunfähigkeit der Mitralklappe oder von einer Mitralinsuffizienz. Diese kann relativ unbedeutend sein, sie kann aber auch durch massive Blutüberlastung des linken Vorhofs zum Lungenödem und zum Tod des Patienten führen.
Dass die Kammerscheidewand (Ventrikelseptum) durch einen Infarkt geschädigt wird, kommt nur in einer Häufigkeit von 1 bis 3% vor, meist innerhalb der ersten Wochen nach dem Infarkt.
Auch hier kommt es zu einer Volumenbelastung des Herzens und relativ schnell zu den Zeichen einer deutlichen Herzmuskelschwäche.
So weit muss es aber nicht kommen, denn eine Schlussunfähigkeit der Mitralklappe bzw. ein Defekt der Kammerscheidewand kann der Arzt leicht mit dem Stethoskop und zusätzlich durch die Echokardiographie feststellen.
Auch aus diesem Grunde ist übrigens die regelmäßige Nachuntersuchung nach einem Herzinfarkt so wichtig, auch dann, wenn man meint, wieder völlig hergestellt zu sein.
Gerinnselbildungen
Bei Patienten, die einen Herzinfarkt hatten und besonders bei solchen, bei denen die Pumpleistung beeinträchtigt und der Blutfluss innerhalb der linken Herzkammer vermindert ist, kann es an der Innenschicht der linken Herzkammer zu Ablagerungen kommen.
Diese werden als „wandständige Thromben“ bezeichnet. Die Häufigkeit solcher Blutgerinnsel ist schwierig abzuschätzen.
Bei der Untersuchung von Menschen, die an einem Herzinfarkt gestorben sind und obduziert wurden, stellte sich heraus, dass etwa drei von vier Patienten solche Blutgerinnsel in einer der Herzkammern, vor allem in der linken Kammer, hatten. Besonders häufig bildeten sich Blutgerinnsel nach Infarkten im Bereich der Vorderwand, verursacht durch ausgedehnte Pumpfunktionsstörungen.
Die Blutgerinnsel sind gefährlich, weil sie sich ablösen und zu Verschlüssen oder Embolien in den Gefäßen des Gehirns oder an Armen und Beinen führen können.
Auch um der Gefahr der Gerinnselbildung zu entgehen, ist die Nachsorge wichtig. Denn ein Gerinnsel kann mithilfe der Echokardiographie oder der Kernspintomographie des Herzens leicht erkannt und dann mit gerinnungshemmenden Medikamenten behandelt werden.
Herzbeutelentzündung
In den vorangegangenen Abschnitten war stets davon die Rede, dass ein Herzinfarkt gut in den Griff zu bekommen sei, wenn er früh erkannt und optimal behandelt wird.
Trotzdem kann es am zweiten oder dritten Tag, manchmal aber auch wesentlich später zu Schmerzen kommen.
Diese werden dann meist nicht vom Herzen selbst verursacht. Vielmehr kann es durch die Unregelmäßigkeiten des Blutflusses zu einer Entzündung des Herzbeutels („Perikarditis“) mit oder ohne Ergussbildung kommen.
Und das ist gar nicht so selten der Fall: In der Fachliteratur heißt es, dass 7 bis 42% aller Infarktpatienten davon betroffen sind. Die Gefahr konnte allerdings seit Einführung der „thrombolytischen Therapie“ deutlich gesenkt werden.
Eine Herzbeutelentzündung kündigt sich durch ein typisches Herzgeräusch, das „perikarditische Reiben“ an, das der Arzt bei der Nachsorge leicht erkennt.
Zur Behandlung der Herzbeutelentzündung werden Acetylsalicylsäure oder entzündungshemmende Medikamente (Antiphlogistika) verwendet.
Nach dem Herzinfarkt: Veränderungen des Lebensstils
Wer einen Herzinfarkt überlebt hat, wird sich um seine Zukunft sorgen.
Viele Fragen zum täglichen Leben, zur Familie, zum Beruf und zur Umwelt drängen sich auf.
Die Medizin hat sich in den vergangenen Jahrzehnten intensiv mit den Sorgen und Nöten der Infarktpatienten beschäftigt und kann heute bessere Antworten geben als noch vor zehn oder zwanzig Jahren.
Wie lange ein Infarktpatient allerdings noch lebt und wie hoch sein Risiko ist, erneut einen Herzinfarkt zu erleiden, hängt sehr davon ab, wie er mit seinen Risikofaktoren umgeht und welche Medikamente er einnimmt.
Die Bedeutung der verschiedenen Risikofaktoren - Rauchen, erhöhte Blutfette, Übergewicht und Bewegungsmangel, Bluthochdruck, Zuckerkrankheit - ist in früheren Kapiteln ausführlich besprochen worden und soll an dieser Stelle nicht wiederholt werden.
Nur so viel: Wenn an diesen Risikofaktoren, die zum Herzinfarkt geführt haben, nichts geändert wird, nehmen die Veränderungen in den Herzkranzgefäßen zu, es kommt zum erneuten Herzinfarkt und schließlich zum vorzeitigen Tod.
Der behandelnde Arzt wird Ihnen daher verschiedene Medikamente verschreiben, von denen bekannt ist, dass sie den Verlauf der Erkrankung günstig beeinflussen. Dabei handelt es sich um Betarezeptorenblocker, ACE-Hemmstoffe, Statine und Acetylsalicylsäure.
In vielen Studien der vergangenen Jahre wurde nachgewiesen, dass diese vier genannten Medikamentengruppen die Sterblichkeit nach einem Herzinfarkt deutlich senken.
Aus der folgenden Erhebung geht das klar hervor:
Noch in den Jahren 1995 bis 1996 starben 10% der Patienten in den ersten 18 Monaten nach einem Herzinfarkt.
Nachdem seit 1999 die vier genannten Medikamentengruppen systematisch eingesetzt werden, konnte die Todesrate mehr als halbiert werden.
Es waren nur noch 4,8% der Patienten, die die ersten 18 Monate nicht überlebten.
