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RATGEBER - Depressionen

Medikamentöse Therapie

Jede Depression kann mit Antidepressiva behandelt werden. Dabei gilt, dass je schwerer die Depression ist, desto eher an erster Stelle ein Antidepressivum stehen muss.

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Gerade zu Beginn der Therapie sind häufige, mindestens zweimal wöchentliche Kontakte erforderlich. Normalerweise erfolgt die Dosierung , insbesondere bei älteren Antidepressiva ( so genannte NSMRI = nicht selektive Monoamin-Rückaufnahme-Inhibitoren) und bei dämpfenden Antidepressiva einschleichend.

Man beginnt mit abendlichen niedrigen Dosen, die je nach Verträglichkeit möglichst rasch, das heißt innerhalb von einer Woche auf den üblichen therapeutischen Bereich gesteigert werden.
Vor und während der Therapie sind verschiedene klinische, technische und laboratorische Untersuchungen zum Ausschluss von Gegenanzeigen und zur Aufdeckung von unerwünschten Wirkungen erforderlich.

Wissen muss man, dass Antidepressiva nicht sofort wirken, man darf jedoch in den ersten Tagen Besserung einiger Symptome erwarten. Tritt in den ersten zehn bis vierzehn Tagen keinerlei Besserung ein, erfolgt entweder eine Dosierungssteigerung oder - bei Ausbleiben der Besserung - ein ausschleichendes Absetzen des Antidepressivums.

Im letztgenannten Fall muss dann auf ein Arzneimittel einer anderen Wirkstoffgruppe umgestellt werden. Eine Alternative kann auch die Zugabe von Lithium (regelmäßige Blutspiegelkontrollen!) zum Antidepressivum sein.

Bei der Auswahl eines oder mehrerer Antidepressiva spielen folgende Kriterien eine Rolle

  • Eigene Erfahrung der Ärztin/ des Arztes
  • Früheres Ansprechen des Patienten auf bestimmte Antidepressiva
  • Schweregrad der Depression
  • Alter
  • Noch berufsfähig?
  • Welcher Beruf?
  • Gegenanzeigen für bestimmte Medikamente
  • Welche zusätzlichen Medikamente werden eingenommen (so genannte Interaktionen)?
  • Was ist erwünscht? Antriebssteigerung und/ oder Dämpfung?

Nach Abklingen der Beschwerden und bei wieder erreichter Belastbarkeit wird die Therapie mit Antidepressiva über sechs bis achtzehn Monate durchgeführt, um einen Rückfall zu verhindern.
Gerade diese Dauer der Behandlung ist sehr sehr wichtig, damit vermeidbare, kostspielige und leidbringende Rückfälle verhindert werden.

Rückfallvorbeugung (Rezidivprophylaxe)

Sie ist angebracht bei Patienten mit zwei Rückfällen innerhalb von drei bis vier Jahren. Bewährt hat sich die Gabe des Antidepressivums, das bei der akuten Erkrankung geholfen hat.

Eine wichtige Alternative ist Lithium ( Blutspiegelkontrolle!), welches nicht nur Rückfälle verhüten hilft, sondern auch das Selbstmordrisiko senken kann.
Kommt es unter der Rezidivprophylaxe zu einer völligen Stabilität, so kann nach fünf Jahren ein Absetzversuch gewagt werden.

Allerdings muss die Dosis über Monate in kleinen Schritten reduziert werden. Treten hierbei dann erneut Beschwerden auf, die auf eine Depression hinweisen, so ist bei den ersten Anzeichen der Absetzversuch abzubrechen. Keinesfalls darf abrupt abgesetzt werden.

Zur antidepressiven Therapie stehen verschiedene Wirkstoffgruppen zu Verfügung, die jetzt im Einzelnen erläutert werden.

Bei den Antidepressiva wird zunächst einmal zwischen sedierenden und Antrieb steigernden Substanzen unterschieden.
Auch wenn diese Einteilung nicht ganz unumstritten ist, so kann sie doch bei der Behandlung sehr hilfreich sein.

Nicht selektive Monoamin-Rückaufnahme-Inhibitoren (NSMRI)

In dieser Gruppe befinden sich weitgehend die so genannten tri- und tetrazyklischen Antidepressiva.
Beim Einsatz kann man auf eine breite Erfahrung zurückgreifen, da die Substanzen seit Jahrzehnten gut bekannt sind und damit auch die abschätzbaren Risiken. Sie wirken sicher auch bei schweren Depressionen.

Ein günstiger Preis ist auch ein wichtiges Kriterium, warum sie immer noch gerne eingesetzt werden. Nebenwirkungen dürfen nicht verschwiegen werden, sie treten vor allem auf im Bereich des Herz-Kreislaufsystems, der Leberfunktion und der Prostata.
Entsprechend sind auch Gründe, sprich Gegenanzeigen, bekannt, bei denen diese Antidepressiva nicht verwendet werden dürfen ( so genannte Kontraindikationen).

Eine weitere Gruppe von Antidepressiva sind Substanzen der "zweiten Generation": Mianserin, Trazodon und Viloxazin. Der Vorteil dieser Gruppe ist die geringgradierte Nebenwirkungsrate, nachteilig ist zum Teil die geringere Erfahrung bzw. Unkenntnis seltener Risikien.

Selektive Serotonin-Rückaufnahme- Inhibitoren (SSRI)

Auch hier ist das Nebenwirkungsspektrum günstig, d.h. es gibt kaum gefährliche Nebenwirkungen.
Gelegentlich kann es zu Übelkeit und anderen Magen-Darm-Beschwerden kommen, sowie zur Unruhe, Schlafstörungen, Erregung und Störung der männlichen Sexualfunktion.

Eine gute Wirkung liegt auch vor bei Zwängen, Angst und bei Ess-Brech-Sucht (Bulimie). Bezüglich sind z.B. das Citalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, und Sertralin zu nennen. Abgesehen von Fluoxetin liegt bei diesen Substanzen eine weniger breite Erfahrungsbasis vor, vor allem auch bezüglich seltener Nebenwirkungen auf z.B. Leber- oder Herzfunktion.

Manchmal kommt die Substanzgruppe nicht zum Einsatz, weil die Präparate zu wenig beruhigen und manchmal sogar Angst, Unruhe und Schlafstörungen hervorrufen.

Serotonin- und Noradrenalin-Aufnahme-Hemmer (SSNRI)

Die meisten Trizyklika (NSMRI s.o) hemmen sowohl die Serotonin- als auch die Noredrenalinaufnahme, ebenso der neue Wirkstoff Venlafaxin.

Laut Studien setzt die Wirkung dieser neusten antidepressiv wirkenden Substanz schneller ein als bei den Vorgängern, den SSRI, und wird deshalb auch bei schweren Depressionen eingesetzt, auch wenn sie von Angstzuständen begleitet werden.

Zu Beginn der Therapie kann es unter der Einahme von Venlafaxin zu gering ausgeprägter Appetitlosigkeit und Übelkeit kommen.
In höheren Dosierungen wurden innere Unruhe und Schlafstörungen beobachtet, selten treten unter Venlafaxin sexuelle Funktionsstörungen und Blutdruckanstieg auf.

Monoaminooxidasehemmer (MAO-Hemmer)

Diese Wirkstoffe sind dazu in der Lage, den enzymatischen Abbau von Noradrenalin und Serotonin zu blockieren. Dadurch wird eine höhere Konzentration der beiden Botenstoffe in den Gehirnzellen erreicht.

Wir unterscheiden die irreversiblen, nicht selektiven MAO-Hemmer ( Wirkstoff Tranylcypromin) von den reversiblen Inhibitoren, der MAO-A (Wirkstoff Moclobemid).

In der Praxis kommen heute fast nur noch die MAO-A-Hemmer zum Einsatz, sie beruhigen nur wenig und es kommt wahrscheinlich zu einer Verbesserung der kognitiven (das Erkennen, die Wahrnehmung) Defizite bei älteren Patienten.

Man muss bei diesen Mao-A-Hemmern auch keine Diät einhalten, sprich auf kein Lebensmittel verzichten, die Tyramin enthalten, z.B. Schokolade. Das ist bei dem alten, irreversiblen, nicht selektiven MAO-Hemmern Tranylcypromin unbedingt erforderlich, da sonst Gefahr einer Bluthochdruckkrise besteht.

Lithium

Lithium-Ionen (gleichgültig aus welchem Salz) gelten als Klassiker in der Depressionsbehandlung. Sie werden vor allem rückfallvorbeugend (rezidivprophylaktisch) eingesetzt im Sinne einer Langzeitmedikation.

Es konnte wissenschaftlich belegt werden, dass durch die Einahme von Lithium das Wiederauftreten sowohl depressiver als auch manischer Phasen verhindert wird. Die genaue Funktionsweise ist zurzeit allerdings noch unklar.

Lithium wird in der Regel gut vertragen. Am häufigsten kommt es zu den Nebenwirkungen Zittern, Beruhigung bis hin zur Benommenheit, Durchfall und Wassereinlagerung im Körper.
Ein metallischer Mundgeschmack tritt nur bei hohen Konzentrationen im Blutplasma auf. Unter der Gabe von Lithium muss der Blutspiegel regelmäßig kontrolliert werden.

Bei einer Lithiumvergiftung kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen. Erbrechen, Durchfall, Schwindel und Schläfrigkeit sind ernst zunehmende Anzeichen für eine Lithiumvergiftung. In diesem Fall muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Gerade wenn Lithium zu den klassischen Antidepressiva gegeben wird, geht es plötzlich auch den depressiven Patienten besser, die vorher als therapieresistent bezeichnet wurden. Dieser additive Effekt tritt relativ zuverlässig innerhalb weniger Tage ein.

Was an dieser Stelle auch unbedingt erwähnt werden muss, ist die Tatsache, dass unter der Einahme von Lithium wesentlich weniger depressive Patienten versuchen sich umzubringen.

Johanniskrautextrakt

Johanniskrautextrakte werden zur Therapie von leichten bis mittelschweren Depressionen eingesetzt. Bisher ist unklar, welcher Bestandteil Wirkungsträger ist.

Diskutiert werden Hypericin und neuerdings Hyperforin, die beide Wirkungen am zentralen Nervensystem haben.
In einer wissenschaftlichen Studie erwies sich der Hyperforingehalt als bedeutsam. Möglicherweise tragen aber noch andere Pflanzenbestandteile zur Wirkung bei.

Bei schweren Depressionen reicht die Wirkstärke nicht aus. Wichtig ist auch die richtige Dosierung.
Johanniskrautextrakt wirkt gegen Depressionen nur in hohen Dosen, in denen es apotheken- und verschreibungspflichtig ist.
Frei verkäuflich und niedrig dosierte Johanniskrautextrakte wie z.B. Johanniskrauttee mögen zwar die Stimmung aufhellen, aber helfen nicht bei einer echten Depression.

Johanniskrautextrakte sind nebenwirkungsarm, lediglich ist eine Sonnenlichtempfindlichkeit bei hellhäutigen Menschen zu befürchten.


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