RATGEBER - Migräne
Behandlung
Ähnlich wie bei der Migräne stellt man auch hier die akute der vorbeugenden Behandlung gegenüber.
Bei der Behandlung akuter Attacken ist zu beachten, dass die einzelnen Kopfschmerzanfälle nicht sehr lange andauern - die Wirkung der Medikamente muss also einsetzen, bevor der Schmerz von sich aus wieder abklingt.
Tabletten sind hier demnach ungeeignet, da sie ihre Wirkung erst nach 30 bis 90 Minuten entfalten.
Eine vorbeugende Behandlung ist zu empfehlen, wenn die Attacken vor allem nachts auftreten, der Cluster über zwei Wochen anhält und zwei oder mehr Attacken in 24 Stunden auftreten.
Soforthilfe mit Sauerstoff
Was also soll man tun, wenn Tabletten ungeeignet sind?
Manchmal ist es viel einfacher als man denkt: Bei einigen Patienten verschwinden die Clusterkopfschmerzen, wenn sie hundertprozentigen Sauerstoff inhalieren.
Hierfür gibt es speziell angefertigte Sauerstoffgeräte. Über eine Gesichtsmaske wird 15 bis 20 Minuten lang in sitzender, nach vorne geneigter Position reiner Sauerstoff eingeatmet, am besten sind 8 bis 15 Liter pro Minute.
Wenn diese Methode hilft, kann vom Arzt ein Sauerstoffgerät verschrieben werden, eventuell auch für den Arbeitsplatz. Inzwischen gibt es auch tragbare Geräte.
Soforthilfe mit Medikamenten
Einem geringen Teil der Patienten hilft es, wenn ein örtliches Betäubungsmittel auf die Nasenschleimhaut aufgeträufelt wird. Verwendet wird z.B. die Substanz Lidocain in 2- bis 4-prozentiger Lösung.
Wichtig ist, dass der Kopf um 45 Grad nach hinten gebeugt und um 30 bis 40 Grad zur Seite geneigt wird, während man das Betäubungsmittel in das Nasenloch der schmerzenden Seite träufelt.
Die schmerzlindernde Wirkung wird dadurch erklärt, dass das Ganglion sphenopalatinum - eine Umschaltstation für eintreffende Schmerzreize - blockiert wird.
Häufiger hilft Sumatriptan - ein Medikament aus der Migränetherapie. Es wird in einer Dosis von 6 mg unter die Haut gespritzt (subkutan).
Hierfür gibt es Fertigspritzen, deren Handhabung auch Sie als Patient leicht lernen können.
Bei länger andauernden Clusterattacken besteht auch die Möglichkeit, Tabletten einzunehmen - in Frage kommen alle schnell wirksamen Triptane, wie zum Beispiel Rizatriptan oder Eletriptan.
Die neueste hilfreiche Entwicklung ist die Herstellung eines Nasensprays mit dem Wirkstoff Zolmitriptan. Es ist seit dem Herbst 2002 verfügbar.
Mit Medikamenten vorbeugen
Beim episodischen Clusterkopfschmerz können die einzelnen Episoden durch die Gabe von Cortison durchbrochen werden.
Über drei bis fünf Tage werden täglich 100 mg eingenommen, in den darauffolgenden Tagen wird diese Dosierung langsam reduziert und schließlich abgesetzt. Cortison sollte jedoch nicht dauerhaft angewendet werden, da es zu schwerwiegenden Langzeitfolgen kommen kann.
Es ist daher beim chronischen Clusterkopfschmerz nicht zu empfehlen. Kombiniert werden sollte Cortison mit Verapamil.
Dies ist ein Mittel, das ursprünglich zur Behandlung von Herzkrankheiten entwickelt wurde. Es hat daher manchmal die Nebenwirkung, den Blutdruck und den Puls zu senken - vor Therapiebeginn sollten deshalb immer ein EKG und eine Blutdruckkontrolle durchgeführt werden.
Fallen diese Untersuchungen regelrecht aus, wird zunächst mit einer niedrigen Dosierung begonnen, die bei guter Verträglichkeit gesteigert werden kann. Sobald die erwünschte Dosierung des Verapamils erreicht ist, kann das Cortison schrittweise abgesetzt werden.
Vom Markt genommen, aber im Ausland noch zu beziehen, ist Methysergid - ein Medikament, das früher zur Migränevorbeugung verwendet wurde. Die Einnahmedauer sollte sich jedoch auf einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten beschränken, da es bei längerer Anwendung in (seltenen) Einzelfällen zu einer Verhärtung der Lunge oder des Bauchfells kommen kann.
Wenn alle bisher genannten Therapieansätze ohne Erfolg bleiben, ist ein Versuch mit Lithium angezeigt. Die Lithiumeinnahme kann jedoch eine Reihe von Nebenwirkungen hervorrufen, wie zum Beispiel Bauchbeschwerden, Zittern, Schlafstörungen, Erbrechen oder verstärkten Harndrang.
Außerdem darf Lithium nicht mit bestimmten Schmerzmitteln kombiniert werden, da es sonst zu einer Nierenschwäche kommen kann. Die Behandlung sollte daher nur von Ärzten durchgeführt werden, die Erfahrung mit Clusterkopfschmerzpatienten besitzen.
In wenigen Studien konnte gezeigt werden, dass auch Valproinsäure in einer Dosierung von bis zu 2000 mg eine vorbeugende Wirkung hat. Auch Topiramat ist wirksam, allerdings steht der wissenschaftliche Beweis dafür durch klinische Studien noch aus.
Bei der vorbeugenden Behandlung des Clusterkopfschmerzes müssen häufig mehrere Medikamente miteinander kombiniert werden. Insbesondere Verapamil kann mit anderen Mitteln kombiniert werden, wenn die Substanzen einzeln nicht wirksam sind. Dies sollten jedoch nur erfahrene Kopfschmerzspezialisten in die Hand nehmen.
Generell sollten die Medikamente immer so lange genommen werden, bis der Patient über einen Zeitraum von sechs Wochen hinweg beschwerdefrei ist.
Unwirksame Therapien
Es gibt eine Reihe von Medikamenten und Verfahren, die - obwohl sie bei anderen Kopfschmerzformen sehr gut wirksam sein können - beim Clusterkopfschmerz keinerlei Wirkung zeigen.
Hierunter fallen beispielsweise die meisten Schmerzmittel (Ausnahme: Triptane), Betablocker, Valproinsäure, Carbamazepin und Phenytoin.
Aber auch alternative Behandlungsansätze wie Biofeedback oder Psychotherapie bessern die Beschwerden nicht. Ebenso wenig hilfreich sind physikalische Maßnahmen, wie zum Beispiel TENS oder die Kneipp-Therapie.
Die Akupunktur ist nicht nur unwirksam, sie kann sogar ihrerseits Clusterattacken auslösen.
Tipp
Eine Erklärung der alternativen Behandlungsmethoden und bei welchen Kopfschmerzformen sie hilfreich sein können, finden Sie im Servicebereich.
