RATGEBER - Schlaganfall
Noch eine Röhre
Eine zweite wichtige diagnostische Methode ist die Kernspin-Tomographie, auch Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) genannt.
Wie auch das CT macht sie nicht nur Hirngewebe sichtbar, sondern kann auch Blutgefäße des Gehirns und am Hals darstellen.
Auch das MRT-Gerät ist ziemlich groß und benötigt einen eigenen Raum. Und der Patient befindet sich ebenfalls in einer Röhre. Das Verfahren gestaltet sich recht kompliziert und es lässt sich in diesem Buch nur vereinfacht darstellen.
Der menschliche Körper besteht wie unsere Umwelt aus Atomen.
In der Mehrzahl befinden sich in unserem Organismus Wasserstoffatome. Diese kann man sich wie sehr viele winzige Kompassnadeln vorstellen. Normalerweise sind diese Atome nicht geordnet.
In einem Magnet-Resonanz-Tomographen befindet sich ein starkes Magnetfeld, das die Atomkerne in eine bestimmte Richtung zwingt. Mit Hilfe von Radiowellen lässt sich diese Position verändern.
Schnitt für Schnitt
Schaltet man die Radiowellen wieder aus, springen die Atome wieder in die vom Magnetfeld vorgegebene Richtung zurück. Dabei senden die Atome Signale aus, die durch hochempfindliche Antennen gemessen werden.
Ein Computer berechnet aus den Signalen mit Hilfe sehr komplizierter mathematischer Verfahren ein Schnittbild durch den Körper und den Kopf.
Im Gegensatz zur Computer-Tomographie können bei der MRT neben horizontalen Schichtebenen auch noch andere Schnittebenen dargestellt werden, ohne die Lage des Patienten zu verändern. Ein weiterer Vorteil: Das MRT liefert in sieben Minuten detaillierte Bilder vom Gehirn, was wertvolle Zeit spart.
Experten streiten aber darüber, ob die MRT oder ein CT die für die Schlaganfall-Diagnostik entscheidenden Informationen liefert.
Mediziner der Universitätsklinik Heidelberg nahmen im letzten Jahr 124 Patienten unter die Lupe und verglichen die CT- und MRT-Aufnahmen.
Das Ergebnis: Akute Gehirnblutungen lassen sich mit Hilfe der Magnetresonanztomographie mindestens ebenso zuverlässig erkennen wie mit der Computertomographie.
„Durch Verzicht auf die absichernde CT-Untersuchung kann kostbare Zeit gespart, die Therapie früher begonnen und Hirngewebe vor dem Untergang bewahrt werden“, so das Fazit der Forscher.
Derzeit wird neben dem MRT zur Absicherung meist noch eine zeitaufwendigere CT-Aufnahme gemacht.
Zukunftsmusik
Auch Prof. Arno Villringer vom Kompetenznetz Schlaganfall sieht in Methoden der Kernspintomographie die Zukunft. „Wir möchten die Vorgänge im Gehirn noch besser als mit der Computertomographie analysieren“, so der Berliner Mediziner.
„Mithilfe der so genannten Diffusions-Kernspintomographie wollen wir herausfinden, wie viel Gehirngewebe tatsächlich schon zugrunde gegangen ist.
Und durch die so genannte Perfusions-Kernspintomographie können wir abschätzen, wie viel Gehirngewebe noch gefährdet ist. Wir erhoffen uns davon, den Prozentsatz der Patienten zu erhöhen, bei denen eine effektive Behandlung durchgeführt werden kann.“
