RATGEBER - Schlaganfall
Gegen den Blutpfropf
Die überwiegende Zahl aller Schlaganfälle entsteht, wie bereits erwähnt, indem ein Blutpfropf eine Gehirnarterie verschließt.
Von diesen Blutgerinnseln können sich Teile lösen und durch den Blutstrom in das Gehirn gelangen. Dort verschließen sie dann wichtige Blutgefäße.
In einem kleinen Kernbereich der betroffenen Gehirnabschnitte zerstört dieser Vorgang auf Dauer die Nervenzellen.
Der Bereich ringsum lässt sich aber in den ersten Stunden noch retten. Dazu muss man das Gerinnsel in dem verschlossenen Blutgefäß schnell auflösen, um die Sauerstoffversorgung wieder in Gang zu setzen. Hierfür wird ein spezielles Medikament verabreicht.
Den Vorgang bezeichnen Ärzte als Lyse.
Finger weg bei Hirnblutungen
Hat sich Blut in Folge einer Hirnblutung ins Hirngewebe ergossen, droht bei dieser Therapie Lebensgefahr.
Ein durchblutungsförderndes Medikament würde die Blutungen weiter verstärken und hättemöglicherweise tödliche Folgen. Deshalb muss, wie bereits erwähnt, zügig die Frage geklärt werden, ob eine solche Hirnblutung vorliegt oder ein Blutgerinnsel, also ob ein Gefäß gerissen oder verstopft ist.
Dies geschieht mit Hilfe einer Computertomographie.
Das Interesse der Mediziner gilt besonders dem Hirngewebe, das sich weder auf der Sonnenseite befindet, also normal durchblutet wird, noch auf der Seite der Finsternis, also nicht durchblutet ist und dessen Absterben nicht verhindert werden kann.
In diesem Bereich zwischen Gut und Böse muss die Therapie versuchen, entweder die Durchblutung so hoch zu halten, dass keine dauernden Gewebeschäden eintreten, oder durch Dämpfung der Stoffwechselaktivität den Sauerstoff und Nährstoffbedarf der Zellen soweit zu senken, dass die geringe Blutversorgung ausreicht.
Eine amerikanische Studie konnte 1992 erstmals an knapp 400 Patienten zeigen, dass Betroffene von der so genannten Lyse-Therapie mehr profitieren, als wenn sie diese Behandlung nicht erhalten. Dies gilt allerdings nur in einem Zeitfenster von drei Stunden nach Beginn der Symptome. Das hier verwendete Medikament löst die Blutgerinnsel auf, die eine Mangeldurchblutung verursacht haben.
Die Auswertung einer großen europäischen Studie mit über 600 Patienten bestätigte den Nutzen dieser Behandlungsmaßnahme.
Bei einigen Patienten schlägt die Lyse-Therapie jedoch nicht gut an. Diese Menschen verfügen im Hirn nicht über Möglichkeiten, den Stau in den Blutbahnen zu umgehen. Bei ihnen beginnt die Lyse-Therapie in der Regel zu spät, da sich in diesem Sonderfall das therapeutischeFenster bereits nach einigen Minuten schließt.
Der frühe Behandlungsbeginn ist entscheidend
Die Ärzte verabreichen das Medikament über die Vene. Es gelangt über den Blutkreislauf an den betroffenen Ort. Diese Behandlung ist innerhalb von drei Stunden nach Symptombeginn möglich.
Der frühe Behandlungsbeginn ist für den Behandlungserfolg entscheidend.
Alle Patienten, die eine Lyse-Therapie erhalten, werden in den ersten 24 Stunden intensivmedizinisch überwacht.