RATGEBER - Cannabis auf Rezept
Migräne
Bereits seit dem 6. Jahrhundert wurde Cannabis in Indien zur Behandlung von Migräne als nützlich angesehen. Auch Berichte aus dem 17. Jahrhundert belegen, dass Cannabiszubereitungen bei "Entzündungen des Kopfes" empfohlen wurden.
Migräne wird definiert als Syndrom mit Kopfschmerzen, das eine unterschiedliche Kombination von Symptomen umfasst, darunter blitzartige Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Appetitlosigkeit, Sehstörungen, wie verschwommenes Sehen und andere visuelle Störungen.
Der Migränekopfschmerz tritt charakteristischerweise halbseitig auf und verschlechtert sich durch Licht und Lärm. Bis jetzt liegen zwar noch keine wissenschaftlichen Studien zur Wirkung von Cannabis bei Migräne vor, dennoch gibt es bereits viele Berichte, welche die Wirksamkeit beschreiben.
So wird in einem veröffentlichten Bericht die erfolgreiche Linderung der Migräne eines Patienten durch Rauchen von Cannabis beschrieben, nachdem die herkömmliche Migränetherapie versagt hatte. Auch die Häufigkeit der Migräneanfälle nahm unter der Therapie mit Cannabis deutlich ab.
Hier spielt der Einfluss von Cannabis auf den Botenstoff Serotonin eine wichtige Rolle, denn eine der Ursachen für Migräne ist die hohe Serotoninausschüttung aus den Blutplättchen. Die extremen Schmerzen im Migräneanfall entstehen durch die darauf folgende starke Gefäßerweiterung und damit zusammenhängende entzündliche Prozesse.
Cannabis kann nun die Serotoninfreisetzung aus den Blutplättchen verringern. Somit wirken Cannabispräparate ursächlich auf das Migränegeschehen ein und beeinflussen den Krankheitsverlauf günstig. Gleichzeitig wirkt Cannabis entzündungshemmend und schmerzlindernd.
Auch die brechreizhemmende Wirkung von Cannabis ist bei Migränepatienten von großem Nutzen, da bei einer Migräneattacke oft jegliche Nahrung und ebenso die Medikamente sofort wieder erbrochen werden. Dies ist ein Grund dafür, warum die herkömmliche Therapie oft wirkungslos bleibt.
Bei Migräne wird deutlich, wie unterschiedlich die Beschwerden bei einem einzigen Krankheitsbild sein können und welch hohe Anforderungen sich daraus an ein wirksames Medikament ergeben.
Cannabis vereint in einem Wirkstoff unterschiedliche Eigenschaften, so wirkt es z. B. gegen Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen und könnte zudem ursächlich auf den Serotoninhaushalt im Gehirn Einfluss nehmen.
Ob es die mittlerweile etablierten Triptane, die auch als sehr guter Wirkstoff bei Migräne gelten, ersetzen kann, bleibt dahingestellt. Experten bezweifeln, dass sich Cannabis bei Migräne als Hauptheilmittel durchsetzen wird.