RATGEBER - Cannabis auf Rezept
Unerwünschte Wirkungen
Bei jedem Arzneimittel können unerwünschte Nebenwirkungen und Kontraindikationen auftreten, so auch bei Cannabis.
Zum Beispiel kann für einen Patienten, der nur eine muskelentspannende Wirkung braucht, die appetitanregende Wirkung zu einer unerwünschten Wirkung werden, wenn er nicht zunehmen möchte. Für den abgemagerten Krebs-Patienten hingegen kann diese Wirkung lebenswichtig sein.
Die Wirkung von Cannabis ist zudem nicht bei jedem Menschen gleich, sondern individuell unterschiedlich ausgeprägt. So muss besonders in Fällen, in denen erst durch vergleichsweise hohe Dosen der gewünschte Effekt erreicht werden kann, durch mehrmaliges Ausprobieren ein individuell akzeptabler Kompromiss gefunden werden zwischen unerwünschten und erwünschten Wirkungen.
Cannabis wirkt auf viele Organsysteme, so dass eine Vielzahl von Nebenwirkungen auftreten kann. Diese sind jedoch im Allgemeinen nicht besonders gravierend. Die meisten Menschen vertragen daher Cannabis sehr gut.
Die Mehrzahl der unerwünschten Wirkungen tritt erst bei Überdosierung auf, dass heißt, wenn eine größere Dosis konsumiert wird als für das Eintreten einer medizinisch erwünschten Wirkung benötigt.
Akute unerwünschte physische Wirkungen sind Herzfrequenzbeschleunigung, Mundtrockenheit, Bindehautreizung und eventuell Blutdruckabfall, der auch zu Schwindel führen kann.
Zu den bekannten psychischen Nebenwirkungen gehören Euphorie und innere Beunruhigung, aber auch das Gefühl des Kontrollverlustes, die Angst zu sterben, veränderte Zeitwahrnehmung, Halluzinationen und eine Verminderung der Denkleistung.
Doch auch hier gilt im Allgemeinen, dass bei den therapeutisch korrekten Dosierungen diese Effekte - wenn überhaupt - dann meist nur leicht auftreten.
Bei starken psychischen Nebenwirkungen, wie sie z. B. bei Überdosierung auftreten können, empfiehlt es sich, den Betroffenen an einen ruhigen Platz zu bringen und zu beruhigen. Alle akuten Nebenwirkungen sind dosisabhängig und verschwinden ohne spezielle Therapie innerhalb von Stunden beziehungsweise Tagen.
Psychische Nebenwirkungen sind in der Regel schwer abzuschätzen, da sie von vielen Faktoren abhängen. So kann bereits die Erwartungshaltung, die mit der Einnahme von Cannabis verknüpft ist, in vielen Fällen schon ausreichend sein für das Auftreten eben der genannten Nebenwirkungen.