RATGEBER - Rheuma
Rheuma und Sexualität Jüngere Patienten mit rheumatischen Erkrankungen sind wie ihre Altersgenossen zu mehr als 80 Prozent vor dem 18. Lebensjahr sexuell aktiv. Englische Rheumatologen fanden in einer Langzeitstudie heraus, dass die Hälfte dieser jungen Patienten sexuelle Schwierigkeiten hat.
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Die eingeschränkte Beweglichkeit der Hüftgelenke oder Rückenschmerzen sind die größten Handicaps. Neben den Funktionsstörungen der Gelenke führen aber auch Veränderungen des Allgemeinbefindens, soziale Beschränkungen und psychische Probleme zu Belastungen der Partnerschaft.
Die Beziehungen solcher Paare sind im Durchschnitt weniger stabil.
Es lohnt sich aber nach Wegen zu suchen, die zur Normalisierung der Partnerbeziehung führen.
Was der Rheuma-Patient über Sex wissen muss
Sexualität verschlimmert die rheumatische Krankheit nicht.
Bei bestimmten rheumatischen Erkrankungen, den so genannten Reaktiven Arthritiden, spielen sexuell übertragbare Infektionen eine Rolle.
Rückfälle können durch die Verwendung von Kondomen vermieden werden.
Gelenkschwellungen oder Operationsnarben können als sichtbare Zeichen der rheumatischen Krankheit nur bis zu einem gewissen Grad verborgen bleiben. Der Partner muss vorsichtig über die Natur dieser Veränderungen aufgeklärt werden, damit er mit dem Ungewohnten umgehen kann.
Gelenkersatzoperationen tragen zur Funktionsverbesserung und Schmerzlinderung bei. Bald nach solchen Operationen kann das normale Sexualleben fortgeführt werden. Dabei sollen Bewegungen vermieden werden, durch die Gelenkverrenkungen entstehen können.
So kann ein künstlicher Hüftkopf bei gebeugtem Hüftgelenk durch Übereinanderschlagen der Beine aus der Gelenkpfanne gehebelt werden. Das kann schmerzhaft sein und Schäden an Muskulatur, Gelenkkapsel oder Bändern bewirken.
Ratschläge, wie so etwas vermieden wird, gibt Ihnen der Physiotherapeut oder der Arzt. Muskelkräftigungsübungen erhöhen die Stabilität eines Gelenkes und vermindern das Verrenkungsrisiko.
Vielleicht brauchen Sie vorbereitend schmerzlindernde Medikamente, um das Leben wieder genießen zu können. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, wann Sie die Medikamente am besten einnehmen.
Gleitmittel auf wässriger Basis können Schmerzen durch krankheitsbedingte Scheidentrockenheit vermeiden helfen. Mit zunehmendem Alter sind östrogenhaltige Cremes besser wirksam.
Das sexuelle Leben läuft nicht in Normen ab und man muss sich nicht an „Vorbildern“ messen. Eigene Wünsche und die Vorstellungen des Partners sind die besseren Orientierungsmaßstäbe.
Auch Hilfsmittel, wie sie im einschlägigen Handel verkauft und anonymer auch im Internet angeboten werden, können das Sexualleben verbessern, wenn „normale“ Praktiken nicht durchführbar sind. Diese Hilfsmittel sind ja entwickelt worden, weil viele Menschen ähnliche Probleme haben und nach Lösungen suchen.
Rheumatische Beschwerden sollten aber nicht als Vorwand herangezogen werden und keiner sollte vom Partner Praktiken verlangen, die dieser ungern macht.
Was der Partner wissen muss
Sagen Sie Ihrem Partner, was er vermeiden soll, damit er Ihnen nicht unnötig Schmerzen zufügt. Aber sagen Sie ihm auch, was gut für Sie ist.
Sprechen Sie über Ihr Empfinden und Ihre Vorlieben beim Sex - genauso wie es auch Partner machen sollten, die nicht vom Rheuma betroffen sind.
Nutzen Sie die gemeinsamen guten Tage, dann können Sie die schlechteren Zeiten leichter überstehen.
Wenn Sie Ihre Probleme gemeinschaftlich nicht lösen können, suchen Sie zusammen professionellen Rat beim Arzt, beim Psychologen, beim Therapeuten oder hören Sie die Erfahrungen und Meinungen anderer vertrauter Menschen.
Überwinden Sie die Scheu vor dem Gespräch über intime Themen, wenn Ihnen jemand helfen kann.
INFO
Mehr und viele Fallbeispiele zum Thema Sexualität bei Krankheiten finden Sie in dem Buch „Lust an der Lust“ von Dr. Günter Gerhardt und Beatrice Wagner. Überarbeitete Neuauflage ab 2004 im Verlag Kilian.
