RATGEBER - Schmerzen
Verschiedene Schmerzarten
Wenn ein äußerer „richtiger“ Schmerzreiz vorhanden ist, der die Nozizeptoren, also die Empfängerstrukturen im Gewebe, reizt, spricht man von „nozizeptiven Schmerzen“.
Sie entstehen etwa durch Schienbeinanschlagen, Verbrennung, Bauchkrämpfe, aber auch durch einen Tumor, Gefäßkrämpfe im Kopf o. a. Diese Schmerzen kennen wir alle, jeder hat sie schon einmal erlebt.
Daneben gibt es Schmerzen, die ohne eine Erregung der Nozizeptoren entstehen. Ein Beispiel sind die „neuropathischen Schmerzen“. Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei diesem Schmerz nicht um ein Symptom, sondern vielmehr ist hier das schmerzleitende System selbst erkrankt.
Dies kann zum Beispiel die Folge lang anhaltender nozizeptiver Schmerzen sein (siehe Schmerzgedächtnis unten); manchmal treten neuropathische Schmerzen aber auch von allein, ohne erkennbare Ursache auf. Typisch für diese Schmerzen ist, dass ganz normale Reize, wie zum Beispiel eine sanfte Berührung, übertriebene „Entladungssalven“ auslösen.
Manchmal kommt es sogar - ohne jeglichen Auslöser - zu völlig spontanen Entladungen der Nervenzellen. Dadurch entstehen die charakteristischen, blitzartig einschießenden Schmerzen, zum Beispiel bei der Trigeminusneuralgie.
Ein besonders drastisches Beispiel für einen neuropathischen Schmerz ohne äußeren Anlass ist der Phantomschmerz. Der ist vermeintlich in solchen Körperteilen zu spüren, die schon vor Jahren amputiert wurden. Wie ist das möglich?
Um es gleich vorweg zu sagen: Der Phantomschmerz ist keine Einbildung, auch wenn man vielleicht vorschnell denken mag, wenn das Körperteil amputiert ist, könne es doch nicht mehr schmerzen!
Das Phänomen des Phantomschmerzes erklärt man sich vielmehr so, dass sich während der Amputation (oder einer schweren Verletzung) durch die extremen Schmerzen quasi eine Schmerzspur in die Nervenzellen gebrannt hat, die den Nerv für immer geschädigt hat (vergleiche auch Schmerzgedächtnis).
Deswegen ist man heute dazu übergegangen, während schmerzhafter Operationen auf eine sehr effektive örtliche Betäubung und Allgemeinnarkose zu achten, um die Entstehung solcher späteren Dauerschmerzen zu verhindern.
