RATGEBER - Kieferfehlstellung
Therapien
Die erste Möglichkeit, die Schmerzen zu beheben, ist eine Selbstmassage der Kaumuskulatur. Ein Physiotherapeut zeigt Ihnen Entspannungstechniken und hilft, Ihre Körperhaltung zu korrigieren. Denn da im Körper immer alles mit allem zusammenhängt, können sich eine verkrampfte Schulter-Nackenmuskulatur, eine bucklige Sitzweise, oder sogar ein schiefes Becken und ungleich lange Beine auf die Kaumuskulatur auswirken.
Die zweite Hilfsmöglichkeit ist eine Aufbissschiene, die nachts getragen wird. Sie ist vor allem dafür gedacht, wenn Stress und Sorgen mit ins Bett genommen und im Schlaf weiter verarbeitet werden (siehe unten).
Als dritte Möglichkeit empfiehlt Ihnen der Kieferchirurg auch eine Kieferoperation, um die Kieferfehlstellung auszugleichen. Wären Sie noch ein Kind unter zehn Jahren, würde eine Zahnspange genügen, die beispielsweise hilft, den Unterkiefer oder den Oberkiefer vorzulagern. Nach Abschluss der Wachstumsphase in der Pubertät kann man nur noch mit einer Operation eingreifen. Bei einem fliehenden Kinn bzw. Vogelgesicht teilt der Chirurg den Unterkiefer und zieht ihn ein Stück nach vorne, wie eine Schublade. Das fehlende Stück wächst nach. Meist verlagert er zudem den Oberkiefer nach hinten, indem er ein Stückchen Knochen heraus schneidet. Ist der Unterkiefer zu lang, wird er rückverlagert und der Oberkiefer vorgezogen. Dies alles ist neuerdings minimalinvasiv möglich, oft sogar durch das Mundinnere. Dann werden die operierten Bereiche verdrahtet und der Patient muss vier bis sechs Wochen warten, bis alles verheilt ist. In dieser Zeit können Sie sprechen, aber nicht kauen. Sie dürfen nur Suppen und Passiertes essen, also alles, was Sie durch ein Röhrchen hochziehen können.
Die Operation verschönert nicht nur ein Gesicht. Sie kann Ihnen auch helfen, wieder ungestört zu schlafen. Bei einem zu kurzen Unterkiefer rutscht nämlich nachts die Zunge nach hinten und setzt sich wie ein Pfropf auf die Luftröhre. Minutenlange Atemaussetzer, Schlafapnoe genannt, sind die Folge. Um wieder zu atmen, wachen Sie kurz auf. Dies merken Sie nicht, sind aber am nächsten Tag müde und abgeschlagen. Auch das bessert sich mit einer Behandlung.