RATGEBER - Rund ums Auge
Die Zuckerkrankheit greift auch die Augen an Diabetische Retinopathie
Die Zuckerkrankheit, auch Diabetes mellitus genannt, wirkt sich nicht nur auf Herz-Kreislauf, Nieren und Füße, sondern auch auf die Augen aus.
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Die Krankheit führt dazu, dass der Körper zu wenig oder gar kein Insulin mehr bildet. Fehlt es ihm an diesem Hormon, entsteht in den Zellen ein Zuckermangel und im Blut ein Überschuss an Zucker.
Letzteres verändert auch die kleinen Blutgefäße, wie sie sich in der Netzhaut befinden. Ein Teil der Gefäße stirbt ab, ein anderer wird für Blutbestandteile und Blut durchlässig.
Es kommt zu Blutungen und Gefäßwucherungen. Unbehandelt führt die diabetische Retinopathie genannte Erkrankung zur Erblindung.
Die Krankheit gilt als eine der häufigsten Ursachen in der westlichen Welt, warum Menschen ihr Augenlicht verlieren. Zwei von drei Diabetikern treffen die Durchblutungsstörungen der Netzhaut.
Tritt die diabetische Retinopathie bereits in jungen Jahren auf, verläuft die Erkrankung schneller als im Alter.
Die Häufigkeit nimmt mit der Dauer der Erkrankung zu. Nach zwanzigjähriger Krankheitsdauer verändert sich bei sieben von zehn Zuckerkranken der Augenhintergrund.
Nicht proliferative und proliferative Form
Augenärzte unterscheiden zwei Arten der diabetischen Retinopathie:
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Die nicht-proliferative Form verläuft langsam. Die Veränderungen können sich zurückbilden. Sehstörungen treten nur auf, wenn die Erkrankung die Stelle des schärfsten Sehens, die Makula, betrifft.
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Anders sieht es bei der proliferativen Form aus. Bei ihr bilden sich Wachstumsfaktoren, die neue, krankhafte Blutgefäße fördern. Mit den Gefäßen wuchert auch das Bindegewebe. Im Endstadium kann sich sogar die Netzhaut ablösen.
Zusätzlich bilden sich in einigen Fällen auf der Regenbogenhaut und im Kammerwinkel neue Gefäße. Diese erhöhen den Augeninnendruck. Fachleute sprechen auch vom Sekundärglaukom (Glaukom).
Es lässt sich nur schwer behandeln. Im extremen Fall nimmt das Auge durch den zu hohen Druck schweren Schaden.
Manchmal bremst eine Laserbehandlung diesen negativen Verlauf.
Die beste Therapie der diabetischen Retinopathie besteht darin, die Blutzuckerwerte im Zaum zu halten. Produziert der Organismus gar kein Insulin mehr (Diabetes Typ 1), spritzen sich die Betroffenen das Hormon.
Beim Diabetes Typ 2, der vor allem im zunehmenden Alter eine Rolle spielt, hilft eine richtige Ernährung, Bewegung, Abbau von Übergewicht und bei Bedarf auch Medikamente und Insulin.
Außerdem empfehlen Diabetologen, auf Nikotin und übermäßigen Alkoholkonsum zu verzichten und in Absprache mit dem Hausarzt den Blutdruck zu kontrollieren.
Ein bestimmter Wert, der so genannte HbA1C, gibt darüber Auskunft, wie hoch der Blutzuckerspiegel in den vergangenen sechs bis sieben Wochen lag.
Zwar klagen Diabetiker häufig darüber, dass ihre Sehschärfe schwankt, beispielsweise über eine vorübergehende Kurzsichtigkeit. Diese Probleme hängen aber oft mit der Gabe von Insulin beziehungsweise mit der Höhe des Blutzuckerspiegels zusammen.
Es handelt sich zwar nicht um Anzeichen einer diabetischen Retinopathie, ist aber ein gutes Zeichen für einen schlecht eingestellten Diabetes mellitus.
Die erfolgreiche Behandlung der diabetischen Retinopathie hängt besonders davon ab, dass man sie möglichst frühzeitig entdeckt. Das Verhängnisvolle: Die Erkrankung verursacht zunächst keine Beschwerden.
Die Initiativgruppe zur Früherkennung diabetischer Augenerkrankungen rät:
- Unmittelbar nach Diagnose der Zuckerkrankheit sollten sowohl Typ 1- als auch Typ 2-Diabetiker einen Augenarzt aufsuchen. Diese Maßnahme besitzt eine große Bedeutung, weil in der Regel Ärzte und Patienten nicht wissen, wie lange die Stoffwechselkrankheit bereits besteht.
- Treten noch keine diabetischen Veränderungen der Netzhaut auf, rät die Initiativgruppe, mindestens einmal jährlich die Augen untersuchen zu lassen.
- Bestehen bereits Veränderungen der Netzhaut, müssen Patienten in wesentlich kürzeren Abständen in die Praxis. Je nach Stadium alle drei bis sechs Monate.
Stellt der Augenarzt Veränderungen der Netzhaut und des Augenhintergrundes fest, hilft in vielen Fällen eine Laserbehandlung. Sie verlangsamt den Sehverlust oder hält ihn auf.
Die Behandlung verläuft fast schmerzlos. Gezielte Laserstrahlen veröden die krankhaften Wucherungen. Ob die Therapie ambulant oder stationär erfolgt, entscheidet der behandelnde Arzt von Fall zu Fall.
Bei weit fortgeschrittener Krankheit reicht der Laser oft nicht mehr. Der Augenarzt führt dann eine Kältebehandlung durch.
Für schwere Blutungen und ausgedehnte Gefäßwucherungen steht ein recht neues OP-Verfahren zur Verfügung. Bei der so genannten Vitrektomie entfernt der Operateur den Glaskörper, um an der Netzhaut arbeiten zu können. So lassen sich gewisse Erfolge erzielen und bei günstiger Entwicklung sogar die Sehschärfe wieder verbessern.
Je weiter die diabetische Retinopathie fortschreitet, desto geringer liegen die Behandlungschancen.
