Heilerde in der GeschichteFeuer, Wasser, Luft und Erde – dies sind die vier Elemente der Antike, die auch als Heilmittel eingesetzt wurden. Wie gut Erde etwa für Heilzwecke geeignet ist, kann man schon in den Schriften antiker Ärzte nachlesen. Von den alten Ägyptern sind Zeugnisse überliefert, die nahe legen, dass Heilerde äußerlich gegen Gliederschmerzen und Rheuma verabreicht wurde. Die alten Griechen wiederum beschreiben die heilende Kraft der „lemnischen Erde“, welche die Selbstheilungskräfte der Kranken unterstütze.
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Vor allem zwei geographische Gebiete wurden für ihre Heilerde berühmt. Das eine war die griechische Insel Lemnos. Die von dort stammende „lemnische Erde“ hat man zu kleinen Kugeln oder Scheiben zusammengepresst, anschließend mit einem Stempel versehen und auf diese Weise unverwechselbar gemacht. Es entstand die so genannte „Terra sigillata“, die gesiegelte Tonerde, die ein richtiger Exportschlager aus Griechenland wurde. Im Apothekermuseum Heidelberg sind solche gesiegelten Taler mitsamt Siegelstempel zu sehen. Die andere berühmte Tonerde stammt aus Armenien. Dieses karge Land liegt am Fuße des Ararat, wo angeblich Noah mit seiner Arche gestrandet war und die Grenze zum fruchtbaren Zweistromland verläuft, wo man die Wiege der menschlichen Kultur vermutet.
Hier hatte sich in den ersten Jahrhunderten nach Christus eine christliche Kultur etabliert, die bis heute existiert. Es bildete sich im Mittelalter eine große Klosterkultur heraus, mit Gelehrten, die medizinisches Wissen sammelten und handschriftlich festhielten. So erhielt die Heilerde schließlich auch einen neuen Namen: die „Terra Armena“ oder „Bolus armenicus“. Ab dem 11. Jahrhundert wurde „Terra armena“ die wichtigste Heilerde in Europa.