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Erste Hilfe für die Psyche junger Flutopfer

Als die ersten Heimkehrer aus dem Tsunami-Katastrophengebiet am Flughafen Düsseldorf ankamen, stand Harald Karutz dort schon bereit.
Der Experte für Notfallpsychologie kümmerte sich insbesondere um die Kinder – verteilte Jacken, Stofftiere und Getränke oder hörte einfach nur zu. „Psychische Erste Hilfe bei unverletzt-betroffenen Kindern in Notfallsituationen“ lautet auch das Thema seiner Doktorarbeit im Fachbereich Psychologie an der Uni Dortmund, für die er am 28. Januar 2005 mit dem Dissertationspreis ausgezeichnet wird.

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Im Rahmen seiner Arbeit hat Harald Karutz einen Leitfaden für Rettungskräfte entwickelt, der ihnen konkrete Hilfsregeln für den Umgang mit Kindern am Unfallort bietet. Die Notwendigkeit, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, erlebte er während seiner eigenen Tätigkeit als Rettungsassistent: „Da wusste ich nie, wie ich mit Kindern umgehen soll.“ Also hat er 96 Kinder befragt, die alle einen Notfall unverletzt miterlebt hatten.

Obwohl die geschilderten Situationen sehr unterschiedlich waren, gab es doch viele Gemeinsamkeiten – so haben Kinder einen hohen Informationsbedarf während des Einsatzes. „Zum Beispiel war ein Kind ganz verzweifelt, weil es dachte, der Rettungswagen würde nicht anspringen, um seinen Freund ins Krankenhaus zu bringen. Dabei wurde er direkt am Unfallort im Wagen versorgt“, erzählt Karutz. Es ist also wichtig, den Kindern zu erklären, was gerade vor sich geht. Aus der Quintessenz der Gespräche mit den Kindern hat Harald Karutz dann das Regelwerk „FRITZCHEN“ entwickelt, wobei jeder Buchstabe für eine Regel steht. Der unmittelbare Informationsbedarf der Kinder ist etwa unter „T“ wie „Thematisieren, dass und wie geholfen wird“ zusammengefasst.

Meist sind es wirklich nur kleine Aufmerksamkeiten und Gesten, die helfen können – wie zum Beispiel im Umgang mit den Heimkehrern am Flughafen. Dort führte Harald Karutz keine tiefenpsychologischen Gespräche, sondern war einfach hilfsbereit, spielte mit den Kindern und redete bei Bedarf über die Katastrophe. An die Eltern verteilte er außerdem einen Infozettel mit Hinweisen, wie sie selbst ihren Kindern helfen können, das Erlebte zu verarbeiten. Denn das richtige Verhalten zum richtigen Zeitpunkt kann einiges an psychologischer Nachsorge abfedern. „Das ist genau wie in der Medizin, da können Erste-Hilfe-Maßnahmen auch viele Folgeschäden verhindern“, verdeutlicht Karutz. Umso erstaunlicher, dass es bisher kaum Veröffentlichungen gibt, die sich mit psychologischer erster Hilfe bei Kindern auseinandersetzen – die meisten Publikationen beschäftigen sich nur mit der Nachsorge in einigem zeitlichen Abstand zum Notfallgeschehen.

Dass es einen großen Bedarf für seinen Leitfaden „FRITZCHEN“ gibt, merkt Harald Karutz an der positiven Resonanz, die er auf Schulungen und Weiterbildungen erfährt. Genau wie er selber zu Beginn seiner Arbeit, sind viele im Umgang mit Kindern am Unfallort überfordert: „Es ist einfach leichter, ein Pflaster aufzukleben, als jemanden zu trösten.“

Kontakt:
Harald Karutz,
Ruf: 0201/8 21 04 70
Mobil: 01 72/2 67 55 12

Prof. Bernd Gasch,
Tel: 0231/755-2843

Autor: Quelle: Informationsdienst Wissenschaft; Stand: 19.01.2005

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