RATGEBER - Kinderlähmung
Kinderlähmung: Die Viruskrankheit ist noch nicht besiegt
Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam. So lautete die Werbung Anfang der 60er Jahre für die Impfung gegen Kinderlähmung. Denn der Impfstoff wurde auf ein Stückchen Zucker geträufelt und dann den Kindern zum Schlucken gegeben. Der Erfolg war sensationell. Vor Einführung der Impfung, also bis 1960/61, erkrankten in der Bundesrepublik durchschnittlich 4000 Personen im Jahr. Aber schon 1963, nach Einführung der Schluckimpfung, waren es nur noch wenige Personen. 15 Jahre später, im Jahre 1978 traten dann die letzten Fälle bei Kleinkindern in Deutschland auf. Zwar gibt es immer noch Einzelerkrankungen, aber die wurden von anderen Patienten aus Seuchengebieten eingeschleppt.
Derzeit sind es vier Länder, nämlich Nigeria, Indien, Afghanistan und Pakistan, in denen immer wieder herdartig Kinderlähmungsfälle auftreten. Weil man aber nicht ausschließen kann, dass von hier aus die Kinderlähmung auch nach Deutschland getragen wird, ist die Weiterimpfung gegen Kinderlähmung wichtig. Denn bei fehlendem aktuellem Impfschutz können Reisende Polioviren nach Deutschland importieren (auch ohne selbst zu erkranken) und dort eine Gefährdung für ungeimpfte Personen sein. Trotz dieser Gefahr hat die WHO im Jahr 2002 die Region Europas, und damit auch Deutschland, als „Poliofrei“ zertifiziert.