RATGEBER - Schlaganfall
Ergotherapie
Bei der Ergotherapie stehen die Funktionen des täglichen Lebens wie Körperpflege, WC- und Badbenutzung, An- und Auskleiden, Aufgaben im Haushalt und bei der Freizeitgestaltung im Mittelpunkt.
Die Erkrankten erlernen diese Aufgaben in Teilschritten mit dem Ziel, am alltäglichen Leben wieder aktiv und selbstbestimmt teilzunehmen.
Sie lernen beispielsweise, wieder mit Messer, Gabel und Löffel zu essen. Oder einen Stift mit der linken Hand zu benutzen, da der Schlaganfall die bisherige rechte Schreibhand lahm gelegt hat.
Auch wenn die kleinen Handgriffe eine Selbstverständlichkeit für den Gesunden sind, bedeuten sie für den Schlaganfall-Patienten einen großen Schritt in die Unabhängigkeit.
Immer wieder besteht die große Versuchung, das gesunde Bein, die gesunde Hand, den gesunden Arm zu benutzen und das gelähmte Körperteil links liegen zu lassen. Doch hier gibt es Kniffe und Tricks, um die betroffenen Regionen nicht auf die Ersatzbank zu setzen, sondern immer wieder ins Spiel zu bringen.
Der Schlaganfall-Patient Benjamin Franz: „Weil es oft einfach mit links schneller geht als mit rechts, hat mir meine Ergotherapeutin Olivia Mitterer eine Gipsschiene für die linke Hand angefertigt, damit ich dazu gezwungen werde, mit rechts zu hantieren.“
Verschiedene Therapieformen arbeiten ganz bewusst mit dieser Methode. So entwickelte etwa Prof. Edward Taub von der University Birmingham in Alabama ein spezielles Verhaltenstraining, das die Beweglichkeit des Armes und der Hand gezielt anspricht.
Dabei wird der gesunde Arm während der meist ambulanten Intensivtherapie mit einer Schiene am Rumpf fixiert. Ein drei- bis sechsstündiges, tägliches Training zwingt nun die beeinträchtigte Körperseite dazu, gemeinsam mit dem Therapeuten verschiedene Übungen mit je zehnfacher Wiederholung durchzuführen.
„Für die Taub''sche Bewegungstherapie muss man enorm viel Ehrgeiz mitbringen und viel Ausdauer haben - aber es lohnt sich“, berichtete Dieter Gratzel, der nach seinem Schlaganfall von der Therapiemethode profitierte. Grundsatz: Den betroffenen Arm einzusetzen, wann immer es möglich ist, auch wenn es schwer fällt! Gratzel: „Die Woche hat 168 Stunden - was kann da ein Stündchen Krankengymnastik schon nützen, wenn der Arm die ‚restlichen’ 167 Stunden stillgelegt wird?!“
Üben, üben, üben und nicht die Flinte ins Korn werfen, nicht aufgeben, wenn es nicht gleich klappt! Experten empfehlen, Verwandte und Freunde in die Übungen einzubeziehen. Es wird dadurch nicht so langweilig und andere verstehen besser, welche Schwierigkeiten Schlaganfall-Patienten beim Verrichten alltäglicher Dinge haben.