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RATGEBER - Diabetes Mellitus

Unterzuckerung vermeiden

Bei Menschen mit Diabetes kann der Körper den Zuckerspiegel im Blut nicht eigenständig regulieren. Sinkt er unter einen kritischen Wert, handelt es sich um eine Unterzuckerung. Das Gehirn wird nicht mehr ausreichend mit Energie versorgt. Besonders tückisch: Bei manchen Menschen kommen die Symptome sehr plötzlich oder sie haben Schwierigkeiten, die Anzeichen rechtzeitig wahrzunehmen. Dies kann äußerst gefährlich werden. Aktuell hat der Fall eines prominenten Diabetikers Aufsehen erregt, der – eventuell in Folge einer Unterzuckerung – tödlich verunglückte. Der Diabetologe Prof. Peter Schwarz von der Uniklinik Dresden beantwortet die wichtigsten Fragen zur Unterzuckerung und wie sie sich verhindern lässt.

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Muss jeder Diabetiker mit Unterzuckerungen rechnen?
Nein. Diabetiker, die nicht mit Tabletten oder Insulin behandelt werden, können nicht unterzuckern. Möglich ist dies nur, wenn der Diabetiker Insulin spritzt oder Tabletten einnimmt, die körpereigenes Insulin freisetzen. Nimmt er dann eine Mahlzeit zu spät ein oder lässt sie aus oder bewegt sich mehr als gewöhnlich, kann es zu einer Unterzuckerung kommen. Dann senkt das Insulin den Blutzucker, ohne dass durch die Nahrungsaufnahme der Blutzuckerspiegel wieder steigt. Auch Alkohol hat eine blutzuckersenkende Wirkung.

Bei Blutzuckerwerten unter 60 mg/dl (3,5 mmol/l) sprechen die Fachleute vom Unterzuckerungsbereich.



Woran merkt man, dass eine Unterzuckerung droht?
Es gibt Frühwarnsymptome und es ist sehr wichtig, sie zu kennen. Benommenheit, leichtes Zittern, plötzliches Schwitzen sind typische Reaktionen des Körpers. Bei anderen sind es auch ein schnellerer Herzschlag oder Wahrnehmungsstörungen. Manchmal kann eine Unterzuckerung sogar bis zum Bewusstseinsverlust führen. Menschen, die Probleme haben, eine Unterzuckerung rechtzeitig zu erkennen, können dies in speziellen „Wahrnehmungstrainings“ beim Diabetologen oder in der Klinik erlernen.

Symptome aufgrund der hormonellen Gegenreaktion Symptome aufgrund von Zuckermangel im Gehirn

• Zittern
• Heißhunger
• Angst
• Reizbarkeit
• Herzrasen
• Schweißausbruch
• Kribbeln in Lippen, Armen oder Beinen

• Unkonzentriertheit, Verwirrtheit
• Langsamkeit
• Doppelsehen
• Sprachstörungen
• Aggressivität, Albernheit
• Bewusstseinstrübung bis zur Bewusstlosigkeit


Was ist zu tun, wenn sich eine Unterzuckerung ankündigt?
Sobald erste Anzeichen bemerkt werden, gilt: Erst essen, dann messen. Im Fall einer Unterzuckerung helfen „schnelle“ Kohlenhydrate, die zum Beispiel in Traubenzucker, süßen Fruchtsäften oder Cola enthalten sind. Dann sollte man sofort seine Blutzuckerwerte überprüfen. Moderne Blutzuckermessgeräte (z.B. Contour®) brauchen nur eine winzige Blutmenge und liefern das Ergebnis sekundenschnell. Handeln Sie sofort, wenn Symptome einer Unterzuckerung auftreten oder der Blutzucker unter 60 mg/dl (3,5 mmol/l) fällt:

  • Nehmen Sie direkt mindestens 1-2 „schnelle“ BE zu sich: z.B. 4 Tafeln Traubenzucker, flüssigen Traubenzucker oder ein großes Glas zuckerhaltige Limonade
  • Essen Sie anschließend eine „langsame“ BE: z.B. Banane oder Brot
  • Messen Sie nach ca. 10 – 15 Minuten, ob der Blutzucker steigt
  • Messen Sie nach ca. 30 Minuten erneut – der Blutzucker sollte
  • nun über 100 mg/dl (5,6 mmol/l) liegen


Wie können Diabetiker Unterzuckerungen vorbeugen?
Der beste Schutz ist, die diabetesrelevanten Reaktionen im eigenen Körper zu verstehen. Konkret heißt das: Die Aufnahme der Kohlenhydrate und das Maß an körperlicher Aktivität müssen auf die Tabletten- oder Insulingaben abgestimmt sein. Der Schlüssel zu diesem „Selbstmanagement“ ist die gewissenhafte und regelmäßige Selbstkontrolle und Dokumentation der Blutzuckerwerte.

Was ist bei körperlicher Anstrengung zu beachten?
Bei körperlicher Anstrengung wird durch die Muskulatur viel Zucker verbrannt, sodass dadurch der Blutzuckerspiegel  sinkt.  Ein insulintherapierter Diabetiker, der weiß, dass er in den nächsten Stunden körperlich aktiv ist (Sport, Gartenarbeit, körperlich schwere Arbeiten) muss mit einer Reduktion des gespritzten Insulins reagieren. Der Umfang hängt davon ab, wie lange und wie intensiv die körperliche Anstrengung ist.

Welchen Einfluss hat Alkohol?
Alkohol kann zu Blutzuckerschwankungen führen, Menschen mit Diabetes sollten ihn deshalb nur in Maßen genießen. Die Kohlenhydrate des Getränks lassen den Zuckerspiegel im Blut zunächst ansteigen. Das gilt besonders für liebliche Weine, Liköre, Cocktails und Bier schon in kleinen Mengen. Weil der Alkohol aber gleichzeitig die Zuckerfreisetzung aus der Leber hemmt, sinkt der Blutzuckerspiegel wieder ab. Das ist jedoch individuell  sehr unterschiedlich und kann deshalb nicht exakt berechnet werden. Blutzuckersenkende Medikamente oder Insulin verstärken diese Wirkung zusätzlich. Um Unterzuckerungen zu vermeiden, ist es wichtig, die Wirkung von Wein, Bier und Hochprozentigem im Körper richtig einschätzen zu können. Deshalb: Vor, während und nach dem Alkoholkonsum regelmäßig Blutzucker testen (z.B. mit dem Contour®).  Auch am nächsten Tag.

Was können andere Menschen tun, um zu helfen?
Leider sind die Symptome einer Unterzuckerung gerade für Außenstehende nicht immer leicht zu erkennen und werden manchmal sogar mit Trunkenheit verwechselt. Angehörige und Freunde sollten eingeweiht sein. Sie sollten die Anzeichen kennen und wissen, dass sie dem Betroffenen bei einer Unterzuckerung Kohlenhydrate geben müssen: Im Notfall sollte man sich nicht scheuen, einen Arzt zu rufen.
Bei Bewusstlosigkeit Notarzt rufen, nichts einflößen (Erstickungsgefahr), evt. Glukagon spritzen


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